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16.12.2011
CarpeDiem24 bietet anonyme Mitarbeiterberatung
Von Michael Risel
Laut einer OECD-Studie leidet jeder fünfte Arbeitnehmer unter psychischen Erkrankungen. Immer mehr Unternehmen suchen daher nach Ansätzen, um ihren Beschäftigten bei seelischen Belastungen, bei Stress und Überforderung beizustehen.
"Ich denke, heute ist es so, dass der Erschöpfte
den Gebrechlichen ersetzt," sagt Andrea Gensel. Mit Erschöpfung am
Arbeitsplatz kennt sich die 48-Jährige aus. Vor zehn Jahren hat sich die
gelernte Gesprächstherapeutin mit einer Personalberatung für Führungskräfte
selbstständig gemacht. Am Anfang ging es in ihren Seminaren noch hauptsächlich
um arbeitstechnische Fragen: "Wie komme ich in Verkaufsgesprächen
überzeugend rüber, wie löse ich Konflikte mit Mitarbeitern?"
Im Laufe der Zeit aber hat sich das geändert: "Und wir haben schon vor fünf Jahren ganz deutlich in meinem Unternehmen bemerkt, dass immer wieder Fragen in dem Bereich der psychischen Störungen auftauchten, dass das Coaching kein technisches Coaching unbedingt mehr war, also wie gestalte ich meine Arbeitszeit optimaler, sondern das waren immer mehr psychologische Themen."
Als sich Krankheitsbilder wie Burn-out und Depression häuften und viele ihrer Kunden mit dem Wunsch nach einer psychologischen Einzelberatung zu ihr kamen, erkannte Andrea Gensel die Marktlücke und reagierte. 2009 gründete sie das Unternehmen CarpeDiem24. Sein Angebot nennt sich externe Mitarbeiterberatung. Das Prinzip: Ein Arbeitgeber schließt einen Vertrag mit CarpeDiem24 und zahlt eine monatliche Pauschale. Im Gegenzug können alle seine Angestellten eine Hotline wählen und sich von geschultem Fachpersonal am Telefon psychologisch beraten lassen. Bis zu vierundzwanzig Stunden am Tag, kostenlos und anonym. Egal, wo der Schuh drückt: ob beruflich oder privat.
"Herzlich willkommen bei CarpeDiem24, sie sprechen mit Frau Spieker."
Das Beratungszentrum von CarpeDiem24 in Lübeck. Jeder, der die Hotline wählt, landet erst einmal hier. Da der Service komplett anonym ist, muss der Anrufer bis auf den Namen seines Arbeitgebers keine Angaben machen. Dann wird er zum persönlichen Gespräch an einen der Berater durchgestellt. Ein mögliches Thema: Suchtprobleme.
Im Laufe der Zeit aber hat sich das geändert: "Und wir haben schon vor fünf Jahren ganz deutlich in meinem Unternehmen bemerkt, dass immer wieder Fragen in dem Bereich der psychischen Störungen auftauchten, dass das Coaching kein technisches Coaching unbedingt mehr war, also wie gestalte ich meine Arbeitszeit optimaler, sondern das waren immer mehr psychologische Themen."
Als sich Krankheitsbilder wie Burn-out und Depression häuften und viele ihrer Kunden mit dem Wunsch nach einer psychologischen Einzelberatung zu ihr kamen, erkannte Andrea Gensel die Marktlücke und reagierte. 2009 gründete sie das Unternehmen CarpeDiem24. Sein Angebot nennt sich externe Mitarbeiterberatung. Das Prinzip: Ein Arbeitgeber schließt einen Vertrag mit CarpeDiem24 und zahlt eine monatliche Pauschale. Im Gegenzug können alle seine Angestellten eine Hotline wählen und sich von geschultem Fachpersonal am Telefon psychologisch beraten lassen. Bis zu vierundzwanzig Stunden am Tag, kostenlos und anonym. Egal, wo der Schuh drückt: ob beruflich oder privat.
"Herzlich willkommen bei CarpeDiem24, sie sprechen mit Frau Spieker."
Das Beratungszentrum von CarpeDiem24 in Lübeck. Jeder, der die Hotline wählt, landet erst einmal hier. Da der Service komplett anonym ist, muss der Anrufer bis auf den Namen seines Arbeitgebers keine Angaben machen. Dann wird er zum persönlichen Gespräch an einen der Berater durchgestellt. Ein mögliches Thema: Suchtprobleme.
„Ein Kollege hat hinter ihrem
Rücken einem anderen Kollegen erzählt, dass sie ständig nach Alkohol riechen
würden und dass sie ein massives Alkoholproblem hätten …"
Eva Hagen ist eine von fünfzehn Beraterinnen bei CarpeDiem24. Wie die meisten ihrer Kollegen hat sie eine gesprächstherapeutische Ausbildung. Für viele, die anrufen, geht es erst einmal darum, sich über ihr Problem selbst klar zu werden: "Verstehe ich, ja."
Vertrauen ist das wichtigste Kapital von Andrea Gensel. Und darum wirbt sie. Bei jedem neuen Kunden spricht sie auf der Betriebsversammlung vor allen Mitarbeitern.
"Das ist ganz wichtig. Weil so sieht die gesamte Belegschaft ein Gesicht dazu. Die sehen, dass wir bodenständig sind, dass wir nicht mit Räucherstäbchen rumlaufen, wir wollen ja die Hemmschwelle senken, um die Nutzrate ordentlich zu erhöhen."
Zum Vertrauen gehört aber auch, dass nichts von den Gesprächen nach außen dringt. Stichwort Datenschutz. Deshalb unterliegen nicht nur alle Berater der Schweigepflicht; auch wer als Journalist über CarpeDiem24 berichtet, muss schriftlich seine Verschwiegenheit versichern. Für die Arbeitgeber gibt es zweimal im Jahr eine Auswertung mit viel statistischem Material. Darin steht dann beispielsweise, wie häufig die Mitarbeiter insgesamt angerufen haben und mit welchen Themen. Rückschlüsse auf konkrete Personen ergeben sich daraus nicht.
Im Schnitt sind es um die zehn Prozent der Mitarbeiter in einem Unternehmen, die das Angebot von CarpeDiem24 nutzen. Die meisten wegen privater Probleme: Krach in der Ehe, ein plötzlicher Krankheitsfall in der Familie oder Schuldenprobleme - oft sind es ganz konkrete Dinge, von denen sich Menschen überfordert fühlen. Der Anteil der Anrufer mit psychischen Störungen liegt bei insgesamt zwanzig Prozent. Tendenz steigend.
"Wir beraten zu Depression, Zwänge, Ängste, psychische Störungen, Messietum, Stalkertum, alles, was das Leben zeigt."
Doch gerade wenn ein psychisches Störungsbild vorliegt, kommt es vor, dass die telefonische Beratung an ihre Grenzen stößt. Dann hilft nur noch eine Therapie:
"Manchmal reichen drei bis fünf Gespräche, um den Menschen wieder stabilisieren zu können und wenn es nicht reicht, das sind zwanzig Prozent der Gespräche, wo wir dann sagen, hier vermitteln wir weiter an niedergelassene psychologische Psychotherapeuten."
Anders als in den Vereinigten Staaten gibt es hierzulande noch keine verlässlichen Studien über die Auswirkungen der externen Mitarbeiterberatung. Sichtbar jedoch ist der Erfolg bei den Kunden: 25 Unternehmen mit insgesamt rund 25.000 Beschäftigten betreut Carpe Diem 24 derzeit an seinen Standorten in Lübeck und Hamburg. Der Preis pro Mitarbeiter liegt zwischen 1,10 Euro und 5,80 pro Monat. Je nachdem wie groß ein Unternehmen ist und ob es den Service für den ganzen Tag oder nur für ein paar Stunden bucht. Zu den Kunden von CarpeDiem24 zählt seit Kurzem auch der Schlüsselhersteller Assa Abloy. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Berlin hat rund vierhundertdreißig Beschäftigte. Für sie nimmt vor allem die Arbeitsdichte immer mehr zu, stellt Personalleiter Alexander Vath fest:
"Das merken mit Sicherheit viele Mitarbeiter, dass die Arbeit heutzutage trotz der technischen Verbesserungen, E-Mail etc., nicht einfacher geworden ist, sondern wahrscheinlich schwieriger geworden ist. Die Zeit ist die gleiche, aber es spielt sich einfach viel, viel mehr ab in der gleichen Zeit als früher und das ist das Problem."
Für Vath sind deshalb die Unternehmen in der Pflicht, sich mehr um die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu kümmern.
"Und da müssen wir firmenseitig sehen, dass wir ein Angebot unterbreiten unter dem Thema Gesundheitsmanagement im Betrieb, und CarpeDiem24 ist ein Baustein des Gesundheitsmanagements."
Eva Hagen ist eine von fünfzehn Beraterinnen bei CarpeDiem24. Wie die meisten ihrer Kollegen hat sie eine gesprächstherapeutische Ausbildung. Für viele, die anrufen, geht es erst einmal darum, sich über ihr Problem selbst klar zu werden: "Verstehe ich, ja."
Vertrauen ist das wichtigste Kapital von Andrea Gensel. Und darum wirbt sie. Bei jedem neuen Kunden spricht sie auf der Betriebsversammlung vor allen Mitarbeitern.
"Das ist ganz wichtig. Weil so sieht die gesamte Belegschaft ein Gesicht dazu. Die sehen, dass wir bodenständig sind, dass wir nicht mit Räucherstäbchen rumlaufen, wir wollen ja die Hemmschwelle senken, um die Nutzrate ordentlich zu erhöhen."
Zum Vertrauen gehört aber auch, dass nichts von den Gesprächen nach außen dringt. Stichwort Datenschutz. Deshalb unterliegen nicht nur alle Berater der Schweigepflicht; auch wer als Journalist über CarpeDiem24 berichtet, muss schriftlich seine Verschwiegenheit versichern. Für die Arbeitgeber gibt es zweimal im Jahr eine Auswertung mit viel statistischem Material. Darin steht dann beispielsweise, wie häufig die Mitarbeiter insgesamt angerufen haben und mit welchen Themen. Rückschlüsse auf konkrete Personen ergeben sich daraus nicht.
Im Schnitt sind es um die zehn Prozent der Mitarbeiter in einem Unternehmen, die das Angebot von CarpeDiem24 nutzen. Die meisten wegen privater Probleme: Krach in der Ehe, ein plötzlicher Krankheitsfall in der Familie oder Schuldenprobleme - oft sind es ganz konkrete Dinge, von denen sich Menschen überfordert fühlen. Der Anteil der Anrufer mit psychischen Störungen liegt bei insgesamt zwanzig Prozent. Tendenz steigend.
"Wir beraten zu Depression, Zwänge, Ängste, psychische Störungen, Messietum, Stalkertum, alles, was das Leben zeigt."
Doch gerade wenn ein psychisches Störungsbild vorliegt, kommt es vor, dass die telefonische Beratung an ihre Grenzen stößt. Dann hilft nur noch eine Therapie:
"Manchmal reichen drei bis fünf Gespräche, um den Menschen wieder stabilisieren zu können und wenn es nicht reicht, das sind zwanzig Prozent der Gespräche, wo wir dann sagen, hier vermitteln wir weiter an niedergelassene psychologische Psychotherapeuten."
Anders als in den Vereinigten Staaten gibt es hierzulande noch keine verlässlichen Studien über die Auswirkungen der externen Mitarbeiterberatung. Sichtbar jedoch ist der Erfolg bei den Kunden: 25 Unternehmen mit insgesamt rund 25.000 Beschäftigten betreut Carpe Diem 24 derzeit an seinen Standorten in Lübeck und Hamburg. Der Preis pro Mitarbeiter liegt zwischen 1,10 Euro und 5,80 pro Monat. Je nachdem wie groß ein Unternehmen ist und ob es den Service für den ganzen Tag oder nur für ein paar Stunden bucht. Zu den Kunden von CarpeDiem24 zählt seit Kurzem auch der Schlüsselhersteller Assa Abloy. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Berlin hat rund vierhundertdreißig Beschäftigte. Für sie nimmt vor allem die Arbeitsdichte immer mehr zu, stellt Personalleiter Alexander Vath fest:
"Das merken mit Sicherheit viele Mitarbeiter, dass die Arbeit heutzutage trotz der technischen Verbesserungen, E-Mail etc., nicht einfacher geworden ist, sondern wahrscheinlich schwieriger geworden ist. Die Zeit ist die gleiche, aber es spielt sich einfach viel, viel mehr ab in der gleichen Zeit als früher und das ist das Problem."
Für Vath sind deshalb die Unternehmen in der Pflicht, sich mehr um die seelische Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu kümmern.
"Und da müssen wir firmenseitig sehen, dass wir ein Angebot unterbreiten unter dem Thema Gesundheitsmanagement im Betrieb, und CarpeDiem24 ist ein Baustein des Gesundheitsmanagements."